Die Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) warnt in ihrem jüngsten Monatsbericht vor einer anhaltenden Abschwächung des Wirtschaftswachstums in den Schwellenländern. Diese Situation lastet auf der Entwicklung der Rohstoffpreise, was ganz besonders für den Sektor der Basismetalle gilt. Zwar verliehen zunehmende geopolitische Spannungen dem Rohölpreis zuletzt wieder Auftrieb. Doch die Schwächen liegen auf der Nachfrageseite, weshalb die OPEC ihren Ausblick für die globale Rohölnachfrage in 2013 kürzte. 

In der letzten Woche warnte die OPEC höchst selbst, dass sich der Superzyklus im Rohstoffsektor am Auslaufen befinde. Zukünftig sei mit langsameren Wachstumsraten zu rechnen. Genau auf diesen Aspekt hatte ich unsere Leser in den letzten Monaten immer wieder einmal aufmerksam gemacht. Man musste sicher kein Prophet sein, um eine Prognosen dieser Art zu stellen.

 

Vielmehr hatte ich Sie des Öfteren auf die sich ausweitenden Divergenzen zwischen der Performance an den Aktienmärkten der westlichen Industrieländer sowie den Aktienmärkten der Emerging Markets und Rohstoffmärkte hingewiesen. Diese Divergenzen haben sich unterdessen in den meisten Fällen weiter verschärft.

Ein Blick auf die Performance des MSCI Emerging Market Index (türkis) und des Dow Jones Index (dunkelblau) – extreme Kursdivergenzen.

 

Ich bin nicht der Ansicht, dass sich diese Abweichungen noch lange aufrecht erhalten lassen werden. Entweder die Schwellenländerbörsen verfügen nach einem durchschnittlichen Absturz von 20% seit Jahresbeginn über eine gehörige Portion an Aufholpotenzial - oder auch den westlichen Industrieländerbörsen dürfte wohl bald die Luft ausgehen. Blicke ich auf die Rohstoffpreise, tendiere ich eher zur letzt genannten Option, da den Industrieländern gerade einige der wichtigsten Absatzmärkte wegbrechen. 

 

Die meisten Schwellenländerbörsen hatten bereits zu einem recht frühen Zeitpunkt ein rückläufiges Wirtschaftswachstum, deutlich sinkende Auslandsinvestitionen und einen sich beschleunigenden Kapitalabzug in/aus den Emerging Markets antizipiert. Erinnern Sie sich in diesem Zusammenhang an die Charts, die ich Ihnen zu recht frühen Zeitpunkten zu Chinas Shanghai Index, Russlands Micex Index und Brasiliens Bovespa Index präsentierte. Die meisten Absturzwarnungen haben sich in der Tat bewahrheitet.

Ein Blick auf die durchschnittliche Entwicklung der großen Rohstoffindizes in den letzten beiden Jahren.

 

In der vergangenen Woche sorgte die chinesische Staatsführung für einen Paukenschlag, nachdem die Prognosen für das diesjährige Wirtschaftswachstum auf 7% herunterrevidiert wurden. Vielen Beobachtern geht diese Revision nicht weit genug. Denn die intransparenten BIP-Berechnungsmethoden Chinas lassen darauf schließen, dass das Wachstum letztendlich gar unterhalb der Marke von 7% liegen könnte.

 

Vor allem der aufgeblähte Immobilien- und Bausektor hatte nach dem Höhepunkt der Finanzkrise im Herbst 2008 dazu beigetragen, die chinesischen Wachstumszahlen nach oben zu pushen. Zu diesem Zweck wurde durch die People´s Bank of China eine Kreditspirale in Gang gesetzt, die in der Welt ihres Gleichen sucht. Ein Großteil dieser Liquidität zuzüglich der durch die Regierung verabschiedeten Gelder aus Konjunkturpaketen fand den Weg in die heimische Bauindustrie.

An der Londoner Metallbörse LME wachsen die Bestände – kein gutes Omen für die absehbare Preisentwicklung im Rohstoffsektor.

 

Resultat ist, dass unzählige Lokalregierungen und Unternehmen in diesem Sektor heute bis über die Halskrause verschuldet sind. Sollte die Immobilienblase platzen, dürften Chinas Finanzinstitute ins Wanken geraten. Ich hatte über dieses Thema zuletzt im Februar in „China: Megaschulden für Projekte, die kein Mensch braucht“ berichtet. Dieser Bericht eignet sich für Leser, die sich über die Lage im Schattenbankensystem des Landes ein Bild machen möchten.

 

Wie es im jüngsten Monatsbericht der OPEC (Organisation der Öl exportierenden Länder) heißt, werde sich das Wachstum in den Schwellenländern weiter abschwächen. Natürlich geht eine solche Entwicklung nicht spurlos an den Rohstoffmärkten vorüber. Immerhin vereinte China in vielen Rohstoffsegmenten in den letzten Jahren oft mehr als 40% der globalen Nachfrage allein auf sich.

Auf einen potenziellen Preisrückgang im Kupfersektor hatte ich Sie bereits im Frühjahr dieses Jahres aufmerksam gemacht – kein gutes Omen für die globalen Aktivitäten.

 

Dies galt insbesondere für den Bereich der Basismetalle. Die Preise für Kupfer, Aluminium, Zink oder Eisenerz wurden insbesondere durch die extrem hohe Nachfrage aus Chinas Bauindustrie angekurbelt. Doch in der letzten Woche teilte die Pekinger Staatsführung mit, dass Kreditwachstum weiter drosseln zu wollen.

 

Darüber hinaus sollen in den nächsten Jahren die horrenden Überkapazitäten abgebaut werden, was  ganz besonders für den Kupfer- und Aluminiumbereich gelte. Unternehmen, die zu stark überschuldet seien, oder bei denen sich eine Weiterführung der Geschäfte nicht lohne, will die Regierung nach eigener Aussage in die Insolvenz gehen lassen, ohne stützend einzugreifen.    

 

Erst vor rund zwei Wochen stellte einer der größten Schiffbauer des Landes Insolvenzantrag. Bei der OPEC blieb dieser Warnschuss nicht ungehört. Die Organisation warnt davor, dass der Preisdruck im Rohstoffsektor aufgrund der anvisierten Anpassungsprozesse in China anhalten dürfte. Zwar konnten sich die Preise der meisten Ölsorten aufgrund der angespannten Lage in Ägypten, der Türkei oder Syrien in den vergangenen Wochen ein wenig erholen.

 

Das änderte allerdings nichts daran, dass die OPEC ihren Ausblick für das Wachstum der globalen Rohölnachfrage um 12.000 auf 800.000 Barrel pro Tag senkte. Auch auf die Entwicklung im Agrarsektor blickt man bei der OPEC mit großer Vorsicht, da in letzter Zeit ein Mangel an Wetterextremen bestanden habe, was auf weltweit gute Ernteerträge schließen lasse. Somit dürften auch die meisten Agrarpreise unter Abgabedruck bleiben.    

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